Schon seit vielen Jahren wird über ein mögliches Baugebiet nördlich der Augsburger Straße gesprochen, insbesondere seitens der Meringer CSU. 2022 wurde der Strukturentwurf für einen Bebauungsplan im Marktgemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung zur Entscheidung gestellt. Neben Wohnbebauung sollte u.a. auf einer für Gewerbe vorgesehenen Fläche die Firma Edeka die Möglichkeit erhalten, einen größeren Supermarkt errichten zu können, da am bisherigen Standort offenbar keine Erweiterungsmöglichkeiten bestehen. Der Eigentümer stellte in Aussicht, Mering mit dem Markt zu verlassen, wenn es keine Erweiterungsmöglichkeiten geben würde.
Der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen und deren Fraktion im Marktgemeinderat lehnten 2022 zusammen mit anderen Parteien den Bebauungsplanentwurf aus gewichtigen Gründen ab.
Unsere Position zum Bebauungsplan 44 „Nördlich der Augsburger Straße“
Auch ohne neues Bauland werden in Mering viele neue Wohnungen gebaut und Mering wächst stetig durch den hohen Siedlungsdruck aus dem Münchener Spreckgürtel an. Dies bringt die bestehende Infrastruktur schon lange an ihre Grenzen. So sind die Augsburger und Kissinger Straße und deren Anlieger bereits jetzt schon hochgradig durch wachsendes Verkehrsaufkommen und dem damit verbundenen Lärm und Abgase belastet. Auch gibt es nach wie vor keine Lösung für die schon seit Jahrzehnten geforderte Verkehrsberuhigung im Ortszentrum, Fahrradfahren ist mittlerweile in Mering lebensgefährlich. Der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen wächst stetig und kann nicht gedeckt werden. Das Rathaus platzt aus allen Nähten und ist eine Zumutung für die dort Arbeitenden. Dies sind alles sehr große und wichtige Herausforderungen und man fragt sich, wie die mit einem neuen Baugebiet anfallenden Aufgaben durch eine Verwaltung bewältigt werden soll, die bereits jetzt schon unter großen Personalengpässen zu leiden hat.
Diese Probleme würden sich durch ein weiteres Baugebiet nur verstärken. Junge Familien würden sich ohnehin kaum Wohnraum dort leisten können. Profitieren würden Gutverdiener sowie Grundstückseigentümer. Wir sind der Meinung, dass die Marktgemeinde vordringlich ihre bestehenden Infrastrukturprobleme lösen muss, bevor sie neue Baugebiete ausweisen kann. Darin war sich die Mehrheit im Gemeinderat übrigens lange Zeit auch einig.
Darüber hinaus beanstanden wir, dass dem geplanten Gebiet kein städtebauliches Konzept zugrunde liegt. Das Gebiet liegt in einem ökologisch bedeutsamen und für den Hochwasserschutz wichtigen Vorranggebiet (siehe Abbildung). Im Haushaltsplan sind bisher keinerlei Mittel oder Schätzungen für die Folgekosten vorgesehen. Auch fehlt es hier leider an der nötigen Transparenz den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber, da der Bebauungsplan selbst in der entscheidenden Sitzung noch nicht-öffentlich an der Bevölkerung vorbei diskutiert wurde.

Wir halten es für sehr wichtig, dass der Edeka-Markt für die Nahversorgung erhalten bleibt und plädieren dafür, dass eine Lösung am bestehenden oder einem anderen Standort gesucht wird. Diese Lösung ist aber nicht ursächlich mit einem neuen Baugebiet verbunden. Andere Lösungsmöglichkeiten wurden aber bisher gar nicht untersucht.
Auch stellen wir uns nicht gegen die Schaffung neuen Wohnraums. Dies sollte derzeit aber überwiegend durch Nachverdichtung und im Einklang mit den im integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) geschehen, welches verbindlich vom Marktgemeinderat verabschiedet wurde und ausdrücklich folgendes Ziel formuliert: „Wachstum mit Augenmaß gestalten – Mering deckt seinen zukünftigen Flächenbedarf vorrangig durch die Nutzung vorhandener innerörtlichen Flächen und gewährleistet ein kontinuierliches, verträgliches Wachstum mit vielfältigen Wohnformen“.
Hier finden Sie unsere Stellungnahme ungekürzt im Original.
Update Februar 2025
Mittlerweile ist die grüne Fraktion im Gemeinderat die einzige Fraktion, die das Baugebiet weiterhin konsequent ablehnt. Die Gründe dafür haben sich nicht geändert, im Gegenteil, sie haben sich durch das extreme Hochwasserereignis im Juni 2024 leider bestätigt.
Insbesondere der Hochwasserschutz erlangt deshalb zunehmende Bedeutung für dieses Baugebiet, und zwar nicht nur für die zukünfitigen Bauherren in dem Gebiet selbst, sondern für das gesamte Gemeindegebiet sowie auch die Unterlieger- und Oberlieger-Gemeinden der Paar.
Die Gemeinderäte der Gemeinden Kissing und Merching haben sich deutlich gegen eine Änderung des Flächenutzungsplans, die hierfür nötig ist, ausgesprochen. Die Gemeinde Ried sieht das Vorhaben ebenfalls kritisch und fordert eine Überprüfung des Hochwasserrisikos.
Das Wasserwirtschaftsamt Donanauwörth macht derzeit keine Aussagen zu aktuellen Bewertungen der HQ-Flächen oder Prognosen für die Zukunft. Es ist aber davon auszugehen, dass die aktuelle Bewertung nicht mehr den zukünftigen Realitäten entspricht.
Pressestimmen
Meringer Baupläne sind wieder in der Kritik (Friedberger Allgemeine Zeitung 17.2.2025, Kommentar)
Auch aus Kissing kommt Kritik zu Merings neuem Baugebiet (Friedberger Allgemeine Zeitung 16.2.2025, PLUS+)
Ried fordert: Mering soll Hochwasserrisiko für Baugebiet prüfen (Friedberger Allgemeine Zeitung 31.1.2025)
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